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HEFT 4/2023

Der Merkurstab  |  Juli/August 2023  |  22,00 Euro (inkl. Mwst., zzgl. Versandkosten)

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ArtikelDer Wandel des Materiebegriffs in der Physik seit dem 19. Jahrhundert
The change of the concept of matter in physics since the 19th century
AutorWolfgang Häußler
Seiten236-247
Volume76

Zusammenfassung
Der Weg von der klassischen zur modernen Physik ist eng mit einer Wandlung des Materiebegriffs verbunden. Am Beginn des 20. Jahrhunderts erscheint das Materiebild des physikalischen Denkens in einer gegenüber dem Atombegriff der Antike völlig neuen Form. Auslöser dieses Umschwungs sind notwendige Korrekturen in der mathematischen Formulierung von Zusammenhängen auf verschiedenen physikalischen Gebieten. Diese Entwicklung geht einher mit dem Sammeln experimenteller Daten, die eine Vielfalt an Handlungs- und Manipulationsmöglichkeiten umfassen. Einerseits tritt in dem sich an einer konsistenten Mathematik korrigierenden Denken eine zukunftsweisende Fähigkeit auf. Es wird fähig, den Menschen als mit der Welt verbunden zu begreifen. Andererseits entwickelt sich der Bezug zur Welt in einseitiger Weise. Der mit den physikalischen Begriffen greifbare Weltinhalt verliert fast jeden Inhalt, bis nur noch abstrakte, mathematisch formulierbare „Zustände“ übrig bleiben. Der tiefere Grund für diese Entwicklung liegt in einer immer stärkeren Fokussierung auf eine quantitativ beschreibbare und messbare Ebene der Welt, die hinter den sinnlich erfahrbaren Naturprozessen verortet wird. Immer deutlicher wird die Einseitigkeit einer Wissenschaft, die in nie dagewesener Weise technische Entwicklungen ermöglicht, jedoch beim Vermessen der Welt den menschlichen Lebensbereich mit seiner Fülle an erfahrbaren Qualitäten und damit zugleich die Auswirkungen der entwickelten Technik aus den Augen verliert. Schließlich verliert sie auch die Vorstellung der Materie selbst. Die Alternative wäre eine Wissenschaft, die in die zunächst verborgenen Dimensionen der Welt in bewusster Weise eintaucht. Die Quantenphysik legt hierfür Grundlagen, indem sie im Verlieren der Materievorstellung ein Denken entwickelt, das sich von einem inneren Konsistenzerleben führen lassen und dadurch neue Begriffe bilden kann.

Abstract
The path from classical to modern physics is closely connected with a change in the concept of matter. At the beginning of the 20th century, the concept of matter in physical thinking appears in a completely new form compared to the atomic concept of antiquity. This change was triggered by necessary corrections in the mathematical formulation of relationships in various physical fields. This development goes hand in hand with the collection of experimental data, which encompasses a variety of possibilities for action and manipulation. On the one hand, a forward-looking ability emerges in thinking that corrects itself on the basis of consistent mathematics. It becomes capable of understanding the human being as connected to the world. On the other hand, the relation to the world develops in a one-sided way. The world content that can be grasped with physical concepts loses almost all content until only abstract, mathematically formulable “states” remain. The deeper reason for this development lies in an ever stronger focus on a quantitatively describable and measurable level of the world, which is located behind the natural processes that can be experienced by the senses. The one-sidedness of a science that enables technical developments in an unprecedented way, but in measuring the world loses sight of the human sphere of life with its abundance of experiential qualities and thus at the same time loses sight of the effects of the developed technology, becomes increasingly clear. Finally, it also loses sight of the idea of matter itself. The alternative would be a science that dives into the initially hidden dimensions of the world in a conscious way. Quantum physics lays the foundations for this by developing, in losing the concept of matter, a thinking that can be guided by an inner experience of consistency and thus form new concepts.

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