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HEFT 3/2023

Der Merkurstab  |  Mai/Juni 2023  |  18,00 Euro (inkl. Mwst., zzgl. Versandkosten)

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ArtikelZur Entwicklung von Biodiversität und Vielfalt in der mitteleuropäischen Kulturlandschaft
On the development of biodiversity and diversity in the Central European cultural landscape
AutorJakob Marti
Seiten153-167
Volume76

Zusammenfassung
Nirgendwo in der Welt gab es eine so artenarme Vegetation wie in Mitteleuropa nach der letzten Eiszeit, obwohl von geologischer Seite alle Voraussetzungen für größte Artenvielfalt gegeben waren. Wie konnte sich aus diesen Ausgangsbedingungen eine vielgestaltige Landschaft mit einer markanten Zunahme der Pflanzenvielfalt und Biodiversität entwickeln? Grundlage war die Einführung der bäuerlichen Lebensweise mit Ackerbau und Viehhaltung als Quelle einer Bodenfruchtbarkeit, die sich nur in Mitteleuropa über Jahrtausende erhalten konnte. Der Artikel zeichnet die Entwicklung von der neolithischen Revolution über die Verbreitung der Dreifelderwirtschaft im Zusammenhang mit der Welle von Stadtgründungen und der Bildung der dörflichen Wirtschafts- und Sozialform im Hochmittelalter und dem Beitrag des Zisterzienserordens nach. Die für die Bildung von Vielfalt entscheidenden Kultur- und Sozialprozesse vollziehen sich dabei in einer ungewöhnlich kurzen Zeit. Im 20. Jahrhundert setzt jedoch eine gegenteilige Entwicklung ein: Der Eingriff des Menschen in die Ökosphäre führt nun zu einem beispiellosen Rückgang der Biodiversität, zur Auflösung der bäuerlichen Lebensform und zur Verarmung der Landschaft, parallel mit der Verarmung des Mikrobioms des Menschen und der Erde. Wir befinden uns jetzt in einer neuen Epoche der Verarmung mit großflächigen Wüstungsprozessen. Der damit einhergehende Verlust an Resilienz der Ökosphäre trifft dabei auf eine wachsende Belastung durch den Klimawandel. Dramatische Statistiken allein vermögen aber offenbar nicht die Willensimpulse für eine nachhaltige Umgestaltung von Wirtschaftsform und Lebensstil auszulösen. Eine Quelle kann jedoch die intensive Erfahrung von Verarmung zum Beispiel in der Form von Landschaftswanderungen sein. – Ein Schlüssel für die künftige Entwicklung von Landwirtschaft und Medizin könnte im Prinzip der Individualisierung des Organismus liegen.

Abstract
Nowhere in the world was vegetation as species-poor as in Central Europe after the last ice age, although geologically all the prerequisites for the greatest diversity of species were given. How was it possible for a diverse landscape with a marked increase in plant diversity and biodiversity to develop from these initial conditions? The basis was the introduction of the rural way of life with agriculture and animal husbandry as the source of a soil fertility that could only be maintained in Central Europe over thousands of years. The article traces the development from the Neolithic Revolution to the spread of three-field farming in connection with the wave of town foundations and the formation of the village economic and social form in the High Middle Ages and the contribution of the Cistercian Order. The cultural and social processes that were decisive for the formation of diversity took place in an unusually short period of time. In the 20th century, however, a contrary development set in: Human intervention in the ecosphere is now leading to an unprecedented decline in biodiversity, the dissolution of the peasant way of life and the impoverishment of the landscape, in parallel with the impoverishment of the human and earth microbiome. We are now in a new epoch of impoverishment with large-scale desertification processes. The concomitant loss of resilience of the ecosphere meets a growing burden of climate change. Dramatic statistics alone, however, are obviously not able to trigger the will impulses for a sustainable transformation of economic form and lifestyle. One source, however, can be the intensive experience of impoverishment, for example in the form of landscape walks. – A key for the future development of agriculture and medicine could lie in the principle of individualising the organism.

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