Der Merkurstab | März/April 2018 | 16,00 Euro (inkl. Mwst., zzgl. Versandkosten)
Artikel | Die Milz in Natur- und Geisteswissenschaft The spleen in natural and spiritual science |
Autoren | Johannes Weinzirl, Tom Scheffers, Lydia Garnitschnig, Peter Heusser |
Seiten | 110-119 |
Volume | 71 |
Zusammenfassung
In diesem Beitrag werden Ergebnisse einer mehrjährigen
Forschungsarbeit zur Milz erstmals vorgestellt. Dabei wird
versucht, die aktuellen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse
mit Rudolf Steiners geisteswissenschaftlichen Darstellungen
von 1906–1925 zusammenzuschauen.
In der frühen Evolution, Embryologie und Medizingeschichte
ist die Milz eng mit dem Verdauungssystem verbunden. Sie löst
sich jedoch schrittweise aus diesem Bereich heraus und wird
zum Blut- und Immunorgan. Auch Rudolf Steiner beschreibt
die Milz zunächst als ein Organ, das sich in der Verdauung der
fremden Nahrungssubstanz entgegenstellt und den unregelmäßigen
Nahrungsrhythmus für den Organismus harmonisiert.
Lilly Kolisko hat diese Funktion in ihrer Pionierarbeit Milzfunktion
und Plättchenfrage wegweisend untersucht. Gegenwärtig
finden sich Hinweise zu einer solchen Funktion in der
Physiologie – wie in unserer kontrollierten Pilotstudie zu postprandialen
Veränderungen des Milzvolumens gezeigt werden
konnte – sowie in dem Phänomen der funktionellen Hyposplenie
bei gastrointestinalen Erkrankungen. Die Milz hat die
Aufgabe, als „innerer Saturn“ den Menschen gegenüber der
Außenwelt abzugrenzen und die individualisierte Innenwelt
zu behüten. Daraus ergibt sich auf der seelischen Ebene jedoch
die Gefahr einer zu großen Abgeschlossenheit, was zu Melancholie,
Hypochondrie und seelischem „Spleen“ führen kann.
Die immunologischen Prozesse der weißen und die Todes- und
Verjüngungsprozesse der roten Pulpa ermöglichen dem Menschen,
aus solcher Finsternis den Weg zur Begeisterung zu finden
und eröffnen damit ein anfängliches Verständnis für die
Milz als „Organ des Geistselbst“. Mit Hilfe der dokumentierten
Krankengeschichten unter Rudolf Steiners Beratung werden ein
charakteristisches „Milzsyndrom“ und eine spezifische „Milztherapie“
dargestellt. Abschließend wird auf die Milzmassage
mit Kupfersalbe sowie auf einige Milzheilmittel hingewiesen
Abstract
The paper presents for the first time the outcome of several
years of research on the spleen. The attempt is made to see
the current natural-scientific findings side by side with Rudolf
Steiner’s spiritual-scientific work between 1906 and 1925.
In early evolution, embryology and the history of medicine the
spleen is closely associated with the digestive system. It has,
however, gradually left this region behind and become a blood
and immune organ. Rudolf Steiner did also initially describe the
spleen as an organ which overcomes foreign food substances in
the digestive process and harmonizes the irregular food rhythm
for the organism. Lilly Kolisko has done pioneering work in her
publication Milzfunktion und Plättchenfrage (splenic function
and the platelet issue). Currently there are indications for such
a function in physiology – as we have been able to show in a
controlled pilot study on postprandial changes in spleen volume
– and in the phenomena of functional hyposplenia in gastro -
intestinal conditions. The function of the spleen is to be an ‘inner
Saturn’ and delimit the human being against the outside world,
protecting the individualized inner world. On the level of soul life
this bears the risk of disproportionate seclusion, which may lead
to melancholia and hypochondria.
The immunological processes of the white and death-and-rejuvenation
processes of the red pulp may make it possible to find
the way out of such darkness and open it up to enthusiasm, thus
provide an initial insight into the spleen as ‘organ of the spirit
self’. Documented case records with Rudolf Steiner acting as
adviser and a typical ‘splenic syndrome’ permit the presentation
of a specific ‘spleen therapy’. In conclusion reference is made to
spleen massage using copper ointment and some medicaments
for the spleen.