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Artikel | Polyneuropathien: Zu ihrem Verständnis und zu Behandlungsoptionen aus anthroposophisch-ärztlicher Sicht Polyneuropathies: Considering their nature and a broader approach to treatment from an anthroposophic medical perspective |
Autor | Ulrich von Rath |
Seiten | 280-290 |
Volume | 69 |
Zusammenfassung
Polyneuropathien können alle Nervenfunktionen des peripheren
Nervensystems beeinträchtigen und polytop in unterschiedlicher
Verteilung auftreten. Sie sind häufig Symptom einer
komplexen Systemschädigung und selten eine isolierte Erkrankung.
Phänomenologisch stellen sie einen Rückzug aus der
Peripherie des Leibes dar und sind häufig mit innerer Auskühlung
und Sklerose vergesellschaftet. Ihr Auftreten entspricht
der Schlaganfallinzidenz von ca. 5 % der Bevölkerung. Diabetiker
entwickeln in bis zu 50 % der Fälle eine Polyneuropathie.
Die bisherigen Therapieoptionen lindern die häufig quälenden
Parästhesien und Schmerzen, sind jedoch nicht unerheblich
nebenwirkungsbehaftet und beheben nur selten die Ursachen.
Der Artikel erarbeitet den Aufbau, den Erhalt und die Regeneration
des Nervensystems aus der physischen Ernährung aus anthroposophischer
Perspektive. Dabei erfährt die Darm-Hirn-
Achse eine besondere Beachtung. Die Qualität der intestinalen
Nahrungsaufnahmefähigkeit aus der Außenwelt durch die
Darmwand wird beschrieben. Sie kann bei Unterstützungsbedarf
durch Bittermittel wie Wegwarte und Wermut verbessert
werden. Die Nährstoffaufnahme ins Blut, in die Innenwelt,
kommt als zweiter Schritt zur Darstellung. Von der Blutseite
der Darmwand her lässt sich die splanchnische Nährstoffaufnahmefähigkeit
durch die Einführung von Kupferzubereitungen
in die Therapie günstig beeinflussen. In der Körperperipherie
hat sich die Anwendung von Kupfersalbe zur Verbesserung
der Durchblutung, Durchwärmung und der Pallästhesie als
rasch und zuverlässig wirksam erwiesen.
Polyneuropathien sind im Ergebnis dieser Arbeit als Symptom
einer Mangelernährungserkrankung des Nervensystems zu verstehen,
deren Therapie zu ermutigender Beschwerdelinderung
führen kann.
Abstract
Polyneuropathies can affect all functions of the peripheral
nervous system and develop polytopically in different forms of
distribution. They tend to be a symptom of complex systemic
damage and do only rarely occur as an isolated condition.
Phenomenologically they represent a withdrawal from the
periphery and are often connected with a cooling down of the
internal organs and sclerosis. Their incidence equals that of
stroke, i. e. about 5 % of the population. About 50 % of diabetics
develop a polyneuropathy. Treatments available to date ameliorate
the paraesthesia and pain which are often tormenting but
have not inconsiderable side effects and are only rarely causal.
The subject of this paper are the development, maintenance and
regeneration of the nervous system, with special attention given
to the gut-brain axis. The intestine’s ability to absorb foods coming
from the outside world through the intestinal wall can be
supported, when required, by giving bitter principles such as wild
chicory and wormwood. The absorption of nutrients into the
blood, the inner world, is shown to be the second step. From
the blood side of the intestinal wall, the power of splanchnic
nutrient intake can be supported by including copper preparations
in the treatment regimen. Copper ointment applied in the
periphery has proved reliably effective in improving circulation,
warming the body and reducing paraesthesia.
On the basis of these investigations polyneuropathies may be
considered to be a symptom of nutritional deficiencies in the
nervous system, treatment of which can ameliorate symptoms
to an encouraging degree.