Der Merkurstab | Juli/August 2016 | 22,00 Euro (inkl. Mwst., zzgl. Versandkosten)
Artikel | Zum Begriff der Nerventätigkeit: Selbstkontrolle von Epilepsie als Beispiel einer Physiologie der Freiheit The concept of nervous activity: Self-control of epilepsy as an example of a physiology of freedom |
Autor | Siegward-M. Elsas |
Seiten | 262-270 |
Volume | 69 |
Zusammenfassung
In diesem Artikel wird der von Rudolf Steiner geprägte
Begriff der Nerventätigkeit am Beispiel der Möglichkeit
von Selbstkontrolle epileptischer Anfälle erläutert
und in der Praxis angewendet.
Im normalen Tagesleben kommen die Inhalte von
Wahrnehmungen und Vorstellungen zum Bewusstsein,
indem die jeweils zugehörigen elektrischen Vorgänge
im Nervensystem durch einen intentionalen
Akt des Bewusstseins zurückgedrängt werden. Im
Zuge eines epileptischen Anfalls gewinnen diese elektrischen
Vorgänge eine solche Eigendynamik, dass
sie sich kaum noch zurückdrängen lassen. Damit geht
das Bewusstsein in den meisten Fällen verloren und
es erscheinen Wahrnehmungen und Bewegungen,
die tatsächlich rein von Hirnprozessen bedingt und
gesteuert sind, ohne den Einfluss des menschlichen
Bewusstseins. Ein solches Ereignis, ein epileptischer
Anfall, ist damit ein vorübergehender Verlust der
menschlichen Freiheit. Es wird deutlich, dass es sich
bei dem im Wachbewusstsein sonst ständig statt -
findenden Prozess des Zurückdrängens um die eigentliche
Nerventätigkeit handelt, und dass diese inten -
tionale Tätigkeit eine entscheidende physiologische
Grundlage der menschlichen Freiheit darstellt.
Wie weit es in der Praxis möglich ist, epileptische
Anfälle durch Selbstkontrolle zu bessern bzw. zu reduzieren,
wird anschließend im Rahmen der Ergebnisse
einer klinischen Pilotstudie betrachtet.
Abstract
In this article, the concept of nervous activity as described
by Rudolf Steiner is illustrated by the example
of self-control of epileptic seizures and applied in clinical
practice.
In normal daily life, the contents of perceptions and
ideas come to conscious awareness by an intentional
act of consciousness which suppresses the corresponding
electrical activity in the nervous system. During
an epileptic seizure, this electrical activity gains such a
momentum that it cannot be repressed easily anymore
at this point. Conscious awareness is then lost in most
cases. Instead, perceptions and movements appear
which are solely produced and controlled by brain
processes, without the influence of human consciousness.
Such an event, an epileptic seizure, represents
a temporary loss of human freedom. Through this, it
becomes clear that the constantly occurring process
of repression of electrical activity by waking consciousness
represents the true nerve activity, and that this
intentional activity is an essential physiological basis
of human freedom.
The article concludes by considering the results of
a clinical pilot study which addressed the question
to what extent it is possible to improve and reduce
epileptic seizures by self-control in clinical practice.