Der Merkurstab | Januar/Februar 2015 | 16,00 Euro (inkl. Mwst., zzgl. Versandkosten)
Artikel | Heileurythmie ohne gemeinsame Sprache? Traumabehandlung in einem indischen Waisenhaus Eurythmy therapy with no common tongue? Trauma therapy in an Indian orphanage |
Autor | Beatrix Hachtel |
Seiten | 048-056 |
Volume | 68 |
Zusammenfassung
Es wird anhand einer Kasuistik die Gemeinsamkeit in
der Heileurythmiebehandlung von vier traumatisierten
Mädchen im Alter von 11–13 Jahren in einem indischen
Waisenhaus beschrieben. Die Kinder entstammen
der Schicht der sog. Kastenlosen oder Dalit. Sie
sind Waise oder Halbwaise, haben Erfahrungen mit
äußerster Armut, häuslicher Gewalt und familiärer
sowie gesellschaftlicher Degradierung. Sie sprechen
Maharati. Die Verständigung erfolgt zu Beginn mit -
hilfe eines Übersetzers, im Weiteren durch Gestik und
die nonverbalen Heileurythmie-Übungen. Die Übungen
werden dabei ohne weitere Erklärungen von den
Kindern unmittelbar verstanden und können umgesetzt
werden. Die Bewegungen der Kinder wiederum
sind Leitfaden genug, um die Behandlung entwickeln
und führen zu können. Der entwickelte Behandlungsweg
wird beschrieben. Er hat neben der Bearbeitung
der jeweils individuellen körperlichen Symptomatik
zum Ziel, seelische Verhärtungen zu lösen, Selbst -
empfinden und gegebenenfalls Entspannung zu erzeugen
und zu einem mutvollen und sicheren Erleben
von Selbstbewusstsein und „Lebensberechtigung“
zu führen. Der beschriebene Behandlungsweg führt
zu deutlich wahrnehmbaren Veränderungen. Diese
lassen sich an der Bewegung ablesen und korrelieren
mit Veränderungen in der Symptomatik und im
Sozialverhalten.
Abstract
The common aspects of eurythmy therapy for 4 traumatized
girls aged 11– 13 treated in an Indian orphanage
are considered. The children came from the class
of untouchables or Dalits. They were orphans or halforphans,
had experienced extreme poverty, domestic
violence and family as well as social degradation. Their
language is Marathi. Communication was initially
with the aid of an interpreter, and furthermore through
gestures and the non-verbal eurythmy therapy exercises.
The girls understood the exercises immediately,
needed no further explanation, and were able to do
them. Their movements provided sufficient guidance
in developing and guiding the therapy. Apart from
dealing with individual physical symptoms, the aim
was to undo mental blocks, generate self-awareness
and where required relaxation, and guide the children
to a live in self-awareness and a ‘right to life’ in courage
and certainty. The method used is described. It resulted
in clearly perceptible changes. These were evident in
their movement ad correlated with changes in their
symptoms and social behaviour.